Torpedo 515
Am Ostersamstag kam endlich das Päckchen mit meiner Torpedo-3Gang-Nabe. Die Nabe war wirklich vorbildlich verpackt aber als ich sie dann endlich auf der Hand liegen hatte dachte ich: Mensch sieht die klasse aus! Das schöne an den frühen 515ern ist, dass die Hülse so sauber abgedreht ist. Bei den späteren Modellen ist das nicht der Fall. Die Hülse ist deutlich riefiger, wodurch der Chrom nicht so schön rüberkommt. Meine 515er trägt den Herstellungsbuchstaben F und ist somit 1963 gebaut (Produktionsbeginn der 515er 1961) und somit ein klein wenig älter als ich selbst. Das war auch der Grund, warum ich gerade diese so gerne haben wollte. Na ja, hat ja geklappt.
..allerdings merkte ich auch sofort, dass mit dem Teil so einiges im argen liegt. Dreht total schwer die Nabe. Sperrklinkenklicken ist auch keins zu hören. Na, ist bestimmt voll mit ollen harzigen Fett die Gute. Mal gucken, ob sie schaltet. Also in den Zentrierständer eingespannt und Schaltkettchen reingeschraubt. Wenn ich am Ritzel drehe merke ich, die Nabe ist im zweiten Gang. Das ist falsch. Bei lose hängendem Schaltkettchen müsste sie eigentlich im Dritten sein. Rücktrittbemswirkung keine. Weia! Mal gucken, ob ich irgendwas schalten kann. Ziehe ich also am Kettchen. Das Einzige was ich finden kann ist der Leerlauf. Es gibt keinen ersten und keinen dritten Gang. Mir schwant schon, da ist mehr los als nur ranziges Fett.
Egal, erst mal reingucken in das Schätzchen. Ich öffne also die Nabe von der Bremshebelseite und schaue mir das Elend an. Ok, der Bremsmantel ist schon mal geschrottet. Das sehe ich schon, wie ich einfach von oben in die Nabe gucke. Den Mantel kann ich einfach herausheben (das ist normal). Näher betrachtet bemerke ich die unzähligen Metallkrümel wovon sich einige nicht mal abpulen lassen, da sie richtig ins Messing eingetrieben sind.
Als ich den Bremskonus ans Tageslicht befördern möchte, bemerke ich ein Stück Draht, welches nicht in die Nabe gehört.
Den Konus bekomme ich auch zu fassen, wobei die Sperrklinken wieder in die Nabe purzeln. Aha, jetzt kann ich auch die Draht-Teilchen identifizieren. Das sind Reste des Sprengrings, welcher die Sperrklinken an dem Bremskonus halten soll.
So nach und nach puddel ich alle übrigen Teile aus der Hülse und denke dabei über Vergänglichkeit nach. Dabei fällt mir auf, dass sich meine Finger nicht schwarz, sondern rotbraun färben. Aha, noch ein wichtiges Indiz.
Von den Teilen, die ich heraushole, ist praktisch keins mehr richtig heile. Um ein paar Highlights zu zeigen:
Planetenräder mit Zahnverlust
Eine Achse, die wirklich all ihre Zähne abgeworfen hat.
Zum Vergleich, ein Bild von der Seite scheunenfun.de, wie eine 515er Achse im Normalfall aussieht.
Nun ja, die Diagnose lautet: Wartungsfrei bis in den tot geritten - Totalschaden! Das blöde ist, mich muss das gar nicht wundern. Der Ebay-Anzeigentext lautete wie folgt:
"Biete hier eine 3 -Gang Nabe 515 - 36 Loch Von Fichtel & Sachs - Bauj. ca. 1955 in einem guten Zustand. Die 3-gang Nabe wurde gereinigt und gängig gemacht.."
Gängig gemacht? Wie das den, durch rohe Gewalt?
Klar ist, eintretendes Wasser hat den Sprengring korrodiert, worauf er zerbrach und anschließend bis in die Tiefen des Getreibes getreten würde. Die Frage bleibt: Wie kam das Wasser in die Nabe?
Ich meine das es an diesem Teil gelegen hat.
Staubabdeckung ritzelseitig. Dieses Bauteil gehört nicht zu der Nabe. Passt nicht richtig. Ich vermute es stammt von einer Pentasport-Nabe. Irgendwie kommt mir das Teil bekannt vor.
Auf diesem Foto sieht man recht gut das die Abdeckung zu groß ist, wodurch Wasser eintreten konnte.
Das Gute ist (ja das ganze geht doch noch gut aus), und was mich wirklich wundert ist, die Nabenhülse hat das Desaster in ihrem Innern unbeschadet überstanden.
Auf diesem Foto sieht man ein Miniaturmodell eines Iridium 33 Satelliten nicht sondern die vollkommen intakte Getriebenheit meine 515 J (von 1966 die, wo nicht so klasse aussieht wegen der Rillen in der Hülse), meine Ersatznabe, die ich mir vorausschauend auch auf bei Ebay ersteigert hatte.
Ja, und genau dieses habe ich nun in meine schöne alte F-Hülse geschraubt. Habe ich nun also doch eine Torpedo 515 F. Zwar mit Austauschgetriebe, aber egal - Hauptsache funktioniert..
...
P.S.: Ein Iridium 33 Satellit
P.P.S.: wo mal kannst brauchen..
P.P.P.S.: Fertig!
