Eine Woche in der Casa Hagmania...
Samstag, 4. Juni 2009
Endlich war es endlich soweit:
Nachdem D mich endlich nach der langen Bahnfahrt nach Steinhude aus seinem stickigen Rucksack ließ, durfte ich mit dem Haggy ein wenig über die Promenade flanieren. Viele von anderen Cruisertreffen bekannte Gesichter habe ich dort wiedergesehen und sehr schnell kreisten die ersten alkoholischen Getränke.
Als Hagman mich schließlich gegen 14:00 Uhr auf seinem Gepäckträger festschnallte, hatte ich schon so gewaltig einen im Timpen, dass ich trotz Gurt schon nach kurzer Wegstrecke mit erheblicher Schlagseite auf dem schön mit Pin Stripes verzierten Classic-Träger hing. Erschwerend kamen Hagman’s Flatulenzen hinzu. Meine Fresse – ich will gar nicht wissen, was der Kerl am Vorabend beim Grillen bei Pewi gegessen hatte. Auf alle Fälle gibt das Soja-Fleischersatz-Zeug eine ganz besondere Duftnote. EKELHAFT!
Damit beschäftigt, nicht vom Rad zu fallen, habe ich die verschlagenen Blicke der bösen Menschen aus Osnabrück überhaupt nicht bemerkt. Die Jungs haben doch tatsächlich später beim Zwischenstopp am Badestrand versucht mich zu kidnappen! Ich war gerade ein bisschen auf Haggy’s Träger eingedörmelt, als ich durch laute Stimmen und Tumulte geweckt wurde. Das Nächste, was ich mitbekam als ich die Augen aufschlug, war Haggy’s Schimpfen, während er mich am Geweih aus der Reisetasche zog, die auf einem Nachläufer eines Osnabrücker Cruiseteilnehmers festgezurrt war. Schock-schwere-Not. Ich war sofort wieder stocknüchtern und hellwach.
Auch während der Weiterfahrt musste Haggy mich noch diverse Male gegen Übergriffe und Entführungsversuche verteidigen. Erst als es Heike zu bunt wurde, und sie einen der Übeltäter verbal auf Minimalgröße zusammengefaltet hatte, wurde endgültig von mir abgelassen.
Wieder an den Terrassen angekommen, hingen wir noch ein wenig in der warmen untergehenden Sonne ab, bis Haggy mich ins Hotel brachte. Während er noch mal loszog um noch einige Getränke zu vernichten, hatte ich die nötige Bettschwere erreicht und sank in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Sonntag. 5. Juli 2009
Das Hotel Langenhof ist ein feines Haus direkt gegenüber vom Zweiradcenter Steinhude. Das Frühstück ist lecker, üppig und für Vegetarier ausgezeichnet geeignet. Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Battle-Zafira los noch einige Mitbringsel zu besorgen, und uns von Pewi, Briddah, Torben und Chris zu verabschieden. Die Rückfahrt in den Ruhrpott war dann eher langweilig und von viel zu vielen unfallbedingten Staus begleitet. Irgendwie schienen an diesem Tag nur Deppen im Auto unterwegs zu sein. Aber immerhin fiel mir einmal mehr auf, dass der Ruhrpott eigentlich gar nicht so grau ist.
Nachdem wir in der Casa Hagmania angekommen waren und Heike und Haggy ihre sieben Sachen ausgepackt hatten, machten wir uns zum Garagenhof von AL TATTOO Andrea und Commander Cool auf, wo noch das traditionelle Sonntag-Abend-Grillen anstand. Außer den beiden waren noch Ka und Grisu (Gitarrist der DÖDELSÄCKE) und Lylli Marlen (Commander Cools Schwester und Piercerin bei AL TATTOO) und Jackal (Gitarrist der CRIMSON GHOSTS) vor Ort; Allesamt auf den ersten Blick eher finster aussehende Gestalten, die sich jedoch bei näherer Betrachtung als äußerst nette Zeitgenossen erwiesen. Ein wenig später stieß noch Nachbar Dennis mit seiner Vespa zu dieser illustren Gruppe. Hagman eröffnete mir, dass er am Dienstag mit mir bei AL TATTOO vorbeizuschauen und Lylli und Andrea nebst Tätowiererin Sandy im Studio bei der Arbeit besuchen wolle. Die Berichte über eine ominöse Kumpelkatze, die Lylli beim Piercen oft zur Hand geht und die Kunden durch Knuddeln und Händchenhalten betreut, machten mich wirklich neugierig. Nach einer Runde Poserfotos mit den üblichen Gags, einem fürstlichen Grillschmaus und der Vernichtung diverser Gerstenkaltschalen machten wir uns auf den Heimweg. Dort ließen wir den Abend bzw. das Wochenende bei einem Fernsehabend nett ausklingen.
Montag, 6 Juli 2009
Als ich mich gegen Mittag aus dem Bett quälte, waren beide Hagmans zur Arbeit ausgeflogen. Das war aber nicht weiter tragisch weil Haggy abends mit mir seine alte Freundin Nette besuchen wollte. So vergammelte ich den Tag bis Haggy von der Arbeit zurück war und seine täglichen „Social Networking“ Angelegenheiten am Rechner abgewickelt hatte. Ich wurde im Bundeswehrrucksack verstaut und auf ging’s zur Straßenbahn Richtung Duisburg Ruhrort. Dort angekommen, zogen wir nach einem kurzen Besuch in Nettes wirklich beeindruckenden Altbauwohnung ein paar Straßen weiter „Zum Hübi“ einer Hafenkneipe mit Ausblick auf ein Hafenbecken und direkt vor dem Fenster vor Anker liegenden Binnenschiffen. Ich fühlte mich direkt heimisch. Als ich hörte, dass Duisburg seit 1407 Mitglied in der Hanse war, wurde mir ganz warm ums Herz. Die Beiden habe dann den gesamten Abend gequatscht und Haggy ist trotz seines Vorhabens, auf jeden Fall die letzte Straßenbahn nach Mülheim zu bekommen, erst gegen 1:00 Uhr ein Taxi gen Heimat gestiegen.
Dienstag, 7. Juli 2009
Da in Haggy’s Firma derzeit kurzgearbeitet wird hatten wir den ganzen Tag zur freien Verfügung. Gut ausgeruht und gefrühstückt, machten wir uns am späten Vormittag auf den Weg ins AL TATTOO Studio. Andrea und Lylli begrüßten uns herzlich und freuten sich sehr über ein paar mitgebrachte Sachertörtchen. Tätowiererin Sandy war leider krank geworden und deshalb heute abwesend. Dafür durfte ich nun das mit Abstand schärfste Plüschtier seit Christi Geburt persönlich kennen lernen: Die Kumpelkatze!
Oh je – alle meine am Sonntag geweckten Erwartungen wurden glatt übertroffen. Ich war sofort Feuer und Flamme. Während Haggy mit Lylli (Andrea hatte gerade einen Tattoo-Kunden) einen Cafe trank, saßen Kumpelkatze und ich auf einen Plausch im Piercingraum. Sie erzählte mir, wie oft sie Lylli bei den verschiedensten Piercings assistiert hatte. In mir wuchs der dringende Wunsch nach einem weiteren Piercing. Als ich Haggy eröffnete, dass ich mir dieses von Kumpelkatze stechen lassen wolle, schlug er die Hände über dem Kopf zusammen. Sein Zetern und Schimpfen von wegen er würde den größten Ärger mit D bekommen ignorierte ich genauso geflissentlich wie den Hinweis auf den erhöhten Bierkonsum vom Vorabend. Ich wollte den Ring – und schließlich bin ich kein Kind mehr!
Nachdem ich einen Fragebogen ausgefüllt hatte und über Risiken und Pflege aufgeklärt war, schritten wir zur Tat.
Ein bisschen mulmig wurde mir schon, als Kumpelkatze die Klemme an der zuvor sorgfältig markierten Stelle setzte. Dann ein kurzer stechender Schmerz und ich hatte einen Ring, wo der Elch die Locken hat.
Anschließend gab’s noch eine Pflegeanleitung und ein Pflegemittel auf Salzwasserlösung. Zum Abschied bekam ich noch zwei Buttons vom Studio und einen dicken Schmatzer von der Kumpelkatze.
Als Haggy mich kopfschüttelnd nach Hause trug, eröffnete er mir, dass er mich aufgrund des frischen Piercings heute nicht mit zur Kirmes nehmen würde. Bevor er mit seinem Patenkind loszog, versprach er mir aber, dass ich am Freitag Abend mit Andrea, Lylli, Heike und Commander Cool zur Kirmes dürfe.
So chillte ich den Rest des Tages in der Casa Hagmania und träumte von Kumpelkatze. Vielleicht werde ich sie am Freitag noch mal wiedersehen...
Abends schauten wir gemeinsam mit Heike den neuesten James Bond auf Sky Select und pennten noch während des Films auf dem Sofa weg. War aber ganz okay, da wir am nächsten morgen früh raus in Haggy’s Büro mussten.
Mittwoch, 8 Juli 2009
Heute durfte ich mit in Haggy’s Büro. Das Problem war, dass für mich und Haggy’s Stullenpaket nicht genug Platz im Arbeitsrucksack war. Da aber in den letzten Tagen öfters heftige Schauern in diesen Gefilden niedergegangen waren, beschloss Haggy schweren Herzens ausnahmsweise mit dem Wagen statt wie sonst mit Rad und ÖPNV zur Arbeit zu fahren. Leider war mit der A40 eine der Hauptverkehrsadern des Ruhrpotts gesperrt und Haggy beschloss den Stau einfach zu umfahren, indem er über normale Straßen nach Essen fuhr. Leider hatten etliche andere Pendler die selbe bescheuerte Idee. Um es kurz zu machen; Der Arbeitsweg von normalerweise 15 Minuten (bei freier Straße...) verlängerte sich auf stattliche 45 Minuten. Haggy schimpfte wie ein Rohrspatz.
Gott-sei-Dank ist Haggy’s Job eher ruhig. Wir verbrachten den Tag vor einem Rechner mit zwei Monitoren in einem klimatisierten Büro. Haggy’s Kollegen sind allesamt sehr nett nur und selten bricht Hektik aus. Haggy zeigte mir, wie er technische Zeichnungen von Cardanwellen auf CAD erstellt und ich durfte sogar kurz selbst Hand anlegen.
Abends stand noch ein Kinobesuch an. Die Union Kinos präsentieren Filme, die kurz vor der DVD-Veröffentlichung stehen für 2,50 €. Trotzdem haben die Hagmänner mich für lacko im Rucksack ins Kino geschmuggelt – Geizhälse! Vorher musste ich im Forum noch eine Fotostrecke mit Aufstellern kommender Filme über mich ergehen lassen. War bis auf „Brüno“ auch alles okay soweit, aber der gehäkelte Schlüpper von dem Kerl geht gar nicht...
Im Kino gab’s „RockNRolla“ von Guy Ritchie auf Augen und Ohren; Großartig und absolutes Pflichtprogramm! Scheinbar kann der feine Herr nach der Trennung von der Madonna-Schranze endlich wieder vernünftige Filme drehen. Wer Filme wie „Bube, Dame, König Gras“ und „Snatch“ mochte, ist mit „RockNRolla“ bestens beraten!
Donnerstag, 9. Juli 2009
Ich durfte mit zur SUNILS-Probe!!!! Unglaublich – der Hagman ist ja eigentlich sonst eher so’n Ruhigen... Aber im Proberaum lässt der voll die Sau raus. Wahrscheinlich würde der ständig seine Heike anbrüllen, wenn der die Band nicht hätte. Die Sunils sind eine reine sechziger Jahre Garagenpunk Coverband ohne eigene Songs. Aber rocken tut’s trotzdem. Alle wirklich wichtigen Klassiker von SONICS, 13TH FLOOR ELEVATOR und der CHOCOLATE WATCHBAND sind fest im das Programm dieser großartigen Combo verankert.
Dummerweise hatten sich Bassist Hotte, Schlagzeuger Peter und Haggy nach der eigentlichen Probe irgendwie festgetrunken und haben pflichtbewusst, begleitet von Gesprächen über Gott und die Welt, den Proberaumkühlschrank gelehrt. Das Alles wäre nicht soooo tragisch gewesen, wenn Hotte und Haggy anschließend nicht noch in den Rathsstuben (Hotte’s und Haggy’s bevorzugte Fußballkneipe) gelandet wären. Besser, dass Haggy am Freitag einen Kurzarbeitstag hatte und einfach rumsumpfen konnte...
Freitag, 10. Juli 2009
Der Haggy konnte tagsüber mal GAAAAAAARNIXXXX! Außer ein bisschen Fernsehen vielleicht. Als Heike dann nachmittags von der Arbeit nach Hause kam, hat der faule Sack immerhin den Allerwertesten zum Cafe bei Nachbarin Melli (Webmistress der Sunils) und dem versprochenen Kirmesbesuch hochbekommen. Leider haben Andrea, Rea, Ka, Goser, Grisu und Daniel etwas geschwächelt. Deshalb musste ich mit Heike und Haggy allein zum Rummelplatz. Glücklicherweise durfte ich mich aber vorher ausgiebig von der Kumpelkatze verabschieden. Schade eigentlich. ich glaube, ich werde die Kleene wirklich vermissen. Ich habe mich dann auf der Kirmes noch mit einigen Berliner Weißen getröstet. Gut, dass die Mülheimer Kirmes nicht wirklich abendfüllend ist.
Wir sind im Anschluss später noch auf BigKahoona’s Geburtstagsparty aufgeschlagen. Aber – offen gestanden – ist meine Erinnerung da eher rudimentär. Irgendwie forderte das Partyprogramm der letzten Tage letztendlich seinen Tribut.
Samstag, 11. Juli 2009
Wir haben Angela und Wolfgang im „New Lifeshark“ besucht. Der geilste Punkplattenladen von Essen, wenn nicht sogar vom gesamten Ruhrpott. Zum gepflegten Plattenhören gibt’s selbstverständlich ein leckeres Frühschoppen-Expörtchen. So lasse ich mir den Wochenendeinklang gefallen. Endlich durfte ich auch Ährwin, das Schalker Maskottchen, kennenlernen und ein paar gut gekühlte Blonde mit ihm verknuspern. Nachdem Haggy sich mit den neuesten Vinyls eingedeckt hatte, fuhr der Lappen nach Hause und kollabierte schon wieder auf dem Sofa - irgendwie noch immer Nachwirkungen vom Donnerstag. Erst gegen Abend schaffte der Kerl sich wieder in die Senkrechte. Allerdings nur zum Einkaufen und Fernsehen (Jurassic Park im Free TV - laaaaangweilig...). Watt’ne Pupe
Sonntag, 12. Juli 2009
Heute habe ich Haggy endgültig kaputtgerockt! Heute ging’s nach Köln zum Marathoncruise. Wir haben uns gegen 10:00 Uhr vor dem Römisch-Germanischen Museum getroffen um den Marathon nach Königswinter zu bewältigen. Einmal locker für den Sunkeeper vorm Dom gepost und ganze Borderliners-Gang getroffen.
Was soll ich sagen; Obwohl wir leider einen sehr frühen Ausfall zu verzeichnen hatten – Der Slavehunter hatte einen fiesen Schleichplatten und musste nach 3 km umdrehen - war es alles in allem ein prima Tag mit den Kölnern und den Borderliner KollegeInnen aus dem Jülicher Raum. Einen besseren Ausklang für die Woche mit den Hagmans kann ich mir nicht vorstellen. Auf der Fähre zurück nach Köln feierte ich mit dem Sunkeeper standesgemäß den Rheinkilometer 666 und schlüpfte anschließend in Marios Rucksack um nun die lange Reise in die Hauptstadt anzutreten.
Im Ruhrpott hat’s mir wirklich sehr gut gefallen. Vielleicht schaffe ich es in absehbarer Zeit noch mal, dieses nette Plätzchen zu besuchen. Aber vielleicht beim nächsten Mal bei einem Gastgeber mit etwas mehr Kondition. Ich glaube, der Haggy wird alt...
